Ananda Daniela Pfeffer aus Tulln, NÖ, leitet das Yoga-Studio „Ananda-Yoga und begeistert in Yogalehrer- und Kinderyoga-Ausbildungen mit Freude, Begeisterung und Kompetenz. Ein Interview.
Wie bist du zum Yoga gekommen? Wann war das? Was hat dir besonders gefallen / gut getan?
Ich kam 2003 zum Yoga - ich hatte einen Beckenschiefstand und bekam dadurch Rückenschmerzen. Mein Orthopäde verordnete mir eine Physiotherapie und der Therapeut war auch Yogalehrer und meinte,
ich solle doch mal zu ihm in einen Kurs kommen. Da Yoga für mich Neuland war und ich nicht so recht wusste, was hier auf zukommen wird, ging ich mit einer Freundin hin. Als ich es zum ersten Mal
ausprobiert hatte, war ich sofort begeistert. Die Energie in der Gruppe und das miteinander Praktizieren war wunderbar. Meine Freundin und ich fuhren regelmäßig jeden Sonntag Abend zum Kurs. Ich
glaube, damals wusste ich es noch nicht genau, was mich an Yoga so faszinierte. Heute weiß ich, dass es der Fluss von Atem und Bewegung, der Ausgleich von Anspannung und Entspannung, Kraft und
Beweglichkeit sowie das Prinzip des Öffnens und doch ganz bei sich zu sein war.
Erzähle über deine eigene Ausbildung zur Yogalehrerin: Wie war der Ausbildungs-Prozess für dich? Wie hat sich Yoga in dir entwickelt? Was hat sich durch die Ausbildung für dich verändert?
Nach 7 Jahren Yogapraxis mit verschieden Yogalehrern und Yogastilen merkte ich, dass ich auf der Suche nach mehr war. Vor allem während meiner ersten Schwangerschaft wurde diese „Sehnsucht nach
mehr“ größer und ich begann mich umzusehen, welche Yogalehrer-Ausbildungen es gab. Als mein Sohn dann 1 1/2 Jahre alt war, fand ich eine Ausbildung, die für meine Familie und mich passte. Die
Yoga Akademie Austria bot verschiedene Ausbildungsmodelle an, unter anderem das Wochenend-Modell - 1x pro Monat von Freitag bis Sonntag. Das war optimal - mein Mann hatte einmal im Monat ein
Papa-Sohn Wochenende und ich hatte auch zwischen den Ausbildungswochenenden genügend Zeit, um das Gelernte zu vertiefen, umzusetzen und auch zu verarbeiten.
Ich machte die Ausbildung bei der Yoga-Akademie Austria bei Arjuna. Diese Zeit veränderte mich sehr. Meine Ansichten, meine Wertvorstellung, meine Perspektiven und vor allem das gemeinsame
Miteinander in meiner Familie veränderte sich. Ich selbst bin in einer Familie aufgewachsen, in der vor allem Leistung, Erfolg und Äußerlichkeiten im Vordergrund standen. Durch die Ausbildung
fand ich so viel mehr Lebensfreude, Erfüllung und Sinnhaftigkeit für mein Leben, denn diese ging weit über den Matten-Rand hinaus. Es war viel mehr eine Persönlichkeitsentwicklung und ich möchte
all meine Erfahrungen während der Ausbildung nicht missen. Der Beginn einer wunderbaren Lebensreise begann - eine Reise, auf der ich mich nach wie vor befinde und die immer spannend und sehr
bereichernd ist!
Hast du die Ausbildung schon vom Anfang an mit Hinblick auf einen Berufswechsel gemacht?
Ja, ich wollte immer schon unterrichten - dachte mir aber, es werden maximal ein oder zwei Kurse am Abend neben meinem Job. Dass ich jetzt hauptberuflich Yoga weitergeben darf, erfüllt mich mit
großer Freude und Dankbarkeit. Früher war Arbeit für mich immer jene Tätigkeit, mit der ich Geld zum Leben verdiene, heute ist meine Arbeit mein Leben und so viele wunderbare Menschen bereichern
es, indem sie an meinen Kursen und Ausbildungen teilnehmen.
Wie waren deine ersten Schritte in die Selbstständigkeit? Was ist deine Vision? Wie hat sich deine Schule entwickelt?
Ich begann schon während der Ausbildung mit Übungsgruppen in meinem Freundeskreis; diese gingen dann in Kurse über, als ich die Ausbildung abgeschossen hatte. Mit einer Homepage und eigenen
Werbe-Foldern kamen viele neue Teilnehmer/innen dazu und ich hatte dann schon bald neben meinem 20 Std. Job Yogakurse für Anfänger, Fortgeschrittene, Schwangere, Kinder und eine
Männer-Yogagruppe.
Das wunderbare dabei war, dass meine Kurse wie von selbst Gestalt annahmen und ich dafür nicht viel Energie aufbringen musste. Es öffnete sich eine Türe nach der anderen und ein weiterer Kurs kam dazu. So wusste ich immer, dass ich auf dem richtigen Weg war: Alles passierte mit einer gewissen Leichtigkeit. Ich merkte auch, wie viel Freude mir meine Yoga-Kurse bereiteten und mit welcher Hingabe ich unterrichtete. Im Gegensatz war ich in meinem Job immer weniger zufrieden und hatte eher das Gefühl, hier nur eine Nummer zu sein. Nach 4 Jahren des Unterrichtens, der Praxis und des Lernens durch Weiterbildungen bekam ich durch Arjuna von der Yoga-Akademie die Möglichkeit, mein Herzensprojekt Kinderyoga zu verwirklichen und Kinderyoga-Ausbildungen zu leiten.
Diese Herausforderung war zunächst ganz neu für mich - eine Ausbildung zu leiten war doch nochmal ein großer Schritt. Nach der Teilnahme an einer Kinderyoga-Weiterbildung als Assistentin spürte
ich sofort die Begeisterung, die in mir zu wachsen begann. Welch ein Geschenk, Yoga auch auf diese Weise weitergeben zu dürfen! Ich bereitete mich intensiv auf die Leitung meiner ersten
Ausbildung vor und brachte all mein Wissen und meine Ideen mit ein.
Seit meiner 2. Schwangerschaft leite ich für die Yoga Akademie Ausstria auch Yogalehrer- Ausbildungen und jede einzelne machte mir viel Spaß und Freude. Meine Dankbarkeit gilt ganz
besonders Arjuna, der großes Vertrauen in mich hat.
Mein Weg in die Selbstständigkeit hat mit kleinen Schritten begonnen. Ich habe lange Zeit neben meinem Teilzeitjob Yoga-Kurse angeboten und dabei treue Yogis und Yoginis gewonnen. Im Sommer 2019
habe ich mir meinen großen Traum erfüllt und ein eigenes Yoga-Studio eröffnet! Dies alles wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung meiner Familie und vor allem nicht ohne den besten Mann
MEINER Welt️. Er war und ist immer mein größter Kritiker und bester Freund und hat mir am Weg in die Selbständigkeit gezeigt, dass es viele Sichtweisen und viele Möglichkeiten gibt.
Hast du Weiterbildungen besucht?
Ich besuchte Weiterbildungen für Kinder- und Schwangerenyoga. Ich habe eine 2-jährige Yogatherapie-Ausbildung absolviert, eine Yin-Yogaausbildung, eine Ausbildung für Thai Yoga Bodywork sowie
viele unterschiedliche Workshops besucht. Auch das Musizieren mit dem Harmonium wurde zu einer Leidenschaft von mir. All meine Erfahrungen und das Wissen daraus lasse ich in jede Yoga-Einheit, in
die Yogalehrer-Ausbildungen und Weiterbildungen mit einfließen.
Wo liegen deine Schwerpunkte?
Ich habe für mich persönlich gemerkt, wie wichtig mir im Yoga klare Anleitungen sind. Dadurch kann ich mich in einer Yogastunde noch mehr hingeben, loslassen und ganz bei mir ankommen. Ebenfalls
habe ich am eigenen Körper erfahren, welchen Unterschied es macht, korrekt ausgerichtet zu praktizieren. Auf diese beiden Schwerpunkte (klare Anleitungen und korrekte Ausrichtungen) lege ich in
meinen Kursen, Ausbildungen und Weiterbildungen viel Wert.
In den Ausbildungen lege ich mein Fokus auf die Persönlichkeit der Teilnehmer/innen. Hier ist es mir wichtig, dass natürlich auf der einen Seite das Basis-Wissen vermittelt wird, Techniken
erlernt werden und die Philosophie in ihrer Tiefe erfahren wird, und auf der anderen Seite versuche ich, die Individualität all dieser wunderbaren Menschen zu fördern, damit sie aus dem großen
Schatz des Yoga ihr volles Potential entfalten können.
Ich merke auch, dass ich durch jede Aus- und Weiterbildung, die ich leite, wachse und mich weiterentwickle. Durch all die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lerne ich so viel und diese wunderbaren
Menschen, mit denen ich arbeiten darf, sind eine so große Bereicherung für mein Leben und mein Sein. Dies merke ich vor allem in den Vorträgen in den Ausbildungen - diese verändern sich, da ich
versuche, die Teilnehmer miteinzubeziehen und dadurch entsteht immer wieder Neues.
Wie sieht dein persönlicher Sadhana aus?
Mein Sadhana ist regelmäßig und intensiv. Ich bin ein Mensch, der ganz viel Zeit mit sich selbst braucht und durch Yoga habe ich genau das gefunden. Ich praktiziere täglich Meditation, Pranayamas
und Asanas auf meiner Matte.
Das war aber nicht immer so. Manchmal haben es meine Lebensumstände und Familiensituationen nicht möglich gemacht und das war in Ordnung, denn Yoga geht weit über den Mattenrand hinaus. Mal war die Yogapraxis mehr, mal weniger und ab und zu auch nur 10 Minuten oder auch nur einmal in der Woche. Genau in diesen Zeiten habe ich dann gelernt, was es bedeutet, Yoga zu leben und in meinen Alltag zu integrieren. Das war - und ist es auch noch immer - ein sich ständig wandelnder Prozess und ich merkte, wenn das Praktizieren auf meine Yogamatte nicht möglich war, wie sehr ich es vermisste und brauchte.
Ich bin „Yoga-süchtig“ geworden und verbringe nun jeden Tag meine Zeit auf der Matte. Aufgrund von Corona genieße ich gerade viel Zeit mit meiner Familie zu Hause. Dies sehe ich als Geschenk. Es ist die perfekte Zeit für Karma Yoga abseits der Matte. Mein Mann hat „Homeoffice“, meine Sohn lernt zu Hause für die Schule und meine 4-jährige Tochter braucht ihre Aufmerksamkeit. Wenn ich Online Yoga von zuhause anbiete und alle ganz leise sein sollten… puh, dann ist das schon eine Herausforderung und manchmal kommt es uns allen so vor, als wären uns unsere vier Wände zu klein. Ich merke, wie sehr mich Yoga gerade in dieser ungewöhnlichen Zeit unterstützt und mir jeden Tag aufs Neue Kraft, Energie und Zuversicht schenkt. Ich kann all das, was ich täglich auf der Matte übe, in den Alltag bringen und somit Geduld, Durchhaltevermögen, Achtsamkeit und das liebevolle Umgehen mit mir selbst praktizieren.
Ein Tipp von mir - oder eigentlich ist es mehr ein Wunsch von mir für Jede/n: „Hör auf Dein Herz und bleibe Dir selbst treu!“ Nicht nur bei der Überlegung, eine Yogalehrer-Ausbildung zu machen,
einen Yoga-Kurs anzubieten oder bei deinem Schritt in die Selbständigkeit. Der Weg des Herzens ist Bhakti Yoga und bringt uns dorthin, wo wir unser wahres Sein fühlen. Er läßt in uns dieses
positive Grundvertrauen entstehen, dass alles gut ist so wie es ist und das unser Fundament bildet. Versuche, weniger aus dem Verstand heraus zu handeln, zu wirken und zu sein, sondern ganz aus
deinem Herzen heraus.
Danke fürs Teilen!