Wenn wir an unsere Knochen denken, habe wir meist das Bild einer starren und stabilen Substanz vor Augen. Doch Knochen unterliegen einem ständigen Auf- und Abbauprozess, pro Jahr bilden sich etwa 10% der Knochenmasse neu. Durch verschiedene Faktoren kann mit zunehmendem Alter mehr Knochen ab- als aufgebaut werden, es kommt zur Osteoporose – die Knochen werden poröser.
Durch die Verminderung der Knochendichte entsteht ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche. Risikofaktoren für Osteoporose sind familiäre Vorbelastung, Bewegungsmangel, niedriges Körpergewicht, Kalzium- und Vitamin D-Unterversorgung, Rauchen und übermäßiger Alkoholgenuss. In Österreich sind rund 30 Prozent aller Frauen und 20 Prozent aller Männer über 50 von Osteoporose betroffen.
Osteoporose wird oft erst in fortgeschrittenem Stadium bemerkt, wenn etwa starke Rückenschmerzen durch einen Wirbeleinbruch nach einer geringen Belastung wie dem Heben einer Tasche, einem
Stolpern oder sogar nur einem Husten auftreten. Am häufigsten von einem Bruch betroffen sind Wirbel, Handgelenke und Oberschenkel. Besonders ein Oberschenkelhalsbruch kann wegen der langen
Behandlungszeit und der hohen Wahrscheinlichkeit von Komplikationen die Lebenserwartung deutlich verringern.
Um Osteoporose vorzubeugen, sie aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen, können wir den Körper auf unterschiedliche Weise unterstützen:
Die Wirkung der genannten Asanas kann verstärkt werden, indem man tönt (also zum Beispiel mit einem langgezogenen „Mmmmmm“ in eine Asana geht) oder mit leichten Hand- und Fußgewichten übt. Je
nach Ausprägung der Osteoporose können die genannten Stellungen adaptiert werden. So können zum Beispiel Stützhaltungen an einer Wand, am Sessel oder am Boden ausgeführt werden.
Der wichtigste Grundsatz für Yoga bei Osteoporose ist das Üben in der „Neutral Spine“ - der Aufrichtung der Wirbelsäule, bei der die natürliche Lordose in der Lendenwirbelsäule und die aktive Kyphose in der Brustwirbelsäule gehalten wird.
In der Praxis bedeutet dies, in jeder Asana bewusst Scheitel und Steißbein auseinanderzuziehen und Stellungen zu meiden, bei denen die natürliche Lordose – das leichte „Hohlkreuz“ im unteren Rücken - nicht gehalten werden kann. Beispiele hierfür sind das Hochrollen aus der Vorwärtsbeuge zum Stand, das Heranziehen der Knie in Rückenlage, die ganze Vorwärtsbeuge oder das Ausführen von Sit-ups.
Drehungen dürfen ausgeführt werden, die Bewegung sollte aber mit Hilfe der Bauchmuskulatur statt durch den Zug der Hände bewirkt werden. Intensive Drehungen wie Marichyasana sollten vermieden
werden.
Ebenfalls vermieden werden sollten intensive Rückbeugen wie das Rad, der hinaufschauende Hund, der Bogen oder das volle Kamel.
Der Verzicht auf intensive Umkehrstellungen wie Kopfstand, Schulterstand oder Pflug ist aus Sicht der Yogatherapie für die meisten Praktizierenden von Vorteil, für Übende mit Osteoporose aber in
jedem Fall empfohlen.
Um besonders achtsam und schonend zu dehnen, kann mit der Einatmung – statt wie sonst üblich mit der Ausatmung – gedehnt werden.
Eine Pilotstudie zeigt, dass bereits 8-10 Minuten täglicher Yogapraxis die Knochendichte signifikant erhöht (Yoga for Osteoporosis: A Pilot Study, Fishman, Loren M. MD, Topics in Geriatric
Rehabilitation: July-September 2009). Vor Beginn einer Yogapraxis sollte jedoch in jedem Fall eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
Im Alltag hilft Spazierengehen (an 5 von 7 Tagen), da dies nicht nur die Knochenbildung anregt, sondern auch die Vitamin D-Produktion, die sonnenlichtabhängig ist. Ergänzt werden sollte die Übungspraxis durch Einüben achtsamer Körperbewegungen im Alltag, wie rückengerechtes Heben und Bücken oder aufrechtes Sitzen.
Ausbildungsleiterin für Gesundheitsyoga, Senioren-Yoga und Meditationslehrer-Ausbildung an der Yoga-Akademie Austria
Seminarleiter-Ausbildung für "Yoga fürs Leben"
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