Nidra ist Sanskrit und bedeutet "Schlaf", Yoga Nidra ist jedoch weit mehr als das. Yoga Nidra ist eine Form der tantrischen Meditation und verbindet uns in einem schlafähnlichen Zustand mit unserem Seelenkörper.
Im alten Indien lehrte man, dass uns Gedanken unfrei machen. Man versucht die Gedanken zu beruhigen und sie zum Stillstand zu bringen, denn nur wer nicht denkt, leidet nicht. Ähnlich verhält es sich auch im Buddhismus. Meditation führt hier weg von den Gedanken in einen Zustand der "Ichlosigkeit". Aber das ist für uns westlich denkende und fühlende Menschen gar nicht so einfach.
Yoga Nidra bietet in einer angeleiteten Meditation eine Reise weg von den Gedanken in einen Zustand von gefühlter Körperlosigkeit, bei der man rasch entspannt, sich die Nerven beruhigen, Schmerzen reduzieren und Gehirnströme aktiviert werden. Durch regelmäßige Praxis kann auch unsere Konzentration gesteigert werden.
Studien zu Yoga Nidra bestätigen, dass wir durch diese Art der Übung ungleich schneller in einen Entspannungszustand gelangen als bei anderen Techniken oder Methoden. Wie die Inder der Antike unterscheidet auch die westliche Wissenschaft mehrere Bewusstseinszustände, in denen jeweils bestimmte Gehirnwellen dominieren. Die elektrische Energie unseres Gehirns kann man messen und als EEG darstellen.
Bei Yoga Nidra geleitet man je nach Frequenz der Gehirnwellen in einen Alpha-, Theta oder Deltazustand. In diesem aufnahmebereiten und durchlässigen Zustand können sich überholte Denk- und Verhaltensmuster sowie Blockaden und deren Ursprung zeigen. Dies ist der erste Schritt zum Loslassen dieser Vorstellungen und Ideen. So kann Raum für kreatives Erleben, höhere Inspiration und tiefe Weisheit entstehen.
Beim Yoga Nidra nach der Bihar School of Yoga wird das Augenmerk zusätzlich auf einen Vorsatz oder Wunsch, ein Ziel gerichtet. Es wird ein Vorsatz oder ein Entschluss, der Sankalpa, formuliert - dieser Sankalpa wird im Yoga Nidra dreimal achtsam voller Vertrauen (im Geist) wiederholt. Es fließen damit Techniken vom Gesetz der Anziehung mit ein- das Sankalpa ist eine Form der Affirmation. Das Wiederholen von heiligen oder positiven Selbstsuggestionen ist in fast allen spirituellen Disziplinen ein wesentlicher Bestandteil. Im Yoga Nidra sollte das Sankalpa so lange unverändert eingesetzt werden, bis sich dessen Inhalt verwirklicht hat.
Weiters werden Muskelverspannungen sowie tiefer liegende emotionale und menschliche Spannungen durch unterschiedliche Bewusstseinsübungen ausgeglichen. Diese Übungen sind verschiedene Anleitungen zur Wahrnehmung der Körperteile, des Atems, der Gefühle und Empfindungen sowie unterschiedliche Visualisierungen. Die Bewusstseinsübungen führen nicht nur zur Tiefenentspannung, sondern im Grunde zum "Tiefenbewusstsein".
Es ist allerdings wichtig, sich klar zu machen, dass ein EEG-Wert nichts über die Erfahrung aussagt, die eine Person tatsächlich macht, deren Gehirnwellen gemessen werden. Die Zahl der elektrischen Schwingungen pro Sekunde erzählt uns noch lange keinen Traum oder der Fluss von Elektroden offenbart nicht unsere Gedanken.
Oft schlafen wir während der Yoga Nidra Übung sogar ein. Gerade zu Beginn der Praxis ist das auch völlig normal uns nicht besorgniserregend. Ich sage dann zu meinen Schülern, dass es dann nur mehr "Nidra" ist und kein Yoga Nidra mehr. Aber Schlaf ist an sich schon gesund und ohnehin oft zu kurz. Im Gegenteil empfehle ich Menschen mit Ein- und Durchschlafproblemen, Yoga Nidra vor dem Schlafengehen zu üben und dabei einfach ein- oder weiterzuschlafen.
An sich sollte man aber bei der Praxis versuchen, möglichst wach bzw. aufmerksam zu bleiben. Der Bewusstseinsforscher Robert Monroe prägte den Ausdruck "mind awake-body asleep": Der Geist ist wach, der Körper sehr entspannt oder leicht schlafend. Für Monroe war dieser Zustand ein Sprungbrett zu erweiterten Bewusstseinszuständen wie luzides Träumen und außenkörperliche Erfahrungen.
Die Zunahme einer Alphawellenaktivität im Gehirn wirkt sich außerordentlich positiv auf unsere mentale Verfassung aus. Mögliche Folgen sind:
Die Macht des Unbewusstseins ist groß. "Tatsächlich ist es so, dass wir vorwiegend durch die Muster und Prägungen des Unterbewusstseins gedacht werden. Diese Prägungen sind, was wir in unserem Innersten denken und wie wir reagieren. Es ist die Ebene, die ausmacht, was und wer wir sind, wie unser Leben ist." (Dr. Joseph Murphy)
Yoga Nidra gibt uns die Möglichkeit, "Überreste" aus dem Unterbewusstsein auftauchen zu lassen und uns von alten Mustern und Anhaftenden zu reinigen. Je mehr sich die Gedanken beruhigen, desto klarer wird der Geist. Die mentale Klarheit und Stille gibt uns Überblick und schafft ein neues, offenes Feld für Kreativität und Inspiration.
Yoga Nidra - gesprochen von Regina Potocnik nach den Lehren der Bihar School of Yoga - ist hier erhältlich:
Danke fürs Teilen!