Wir können den Hatha Yoga als einen energetisch-alchemistischen Prozess verstehen: Zwei Energie-Qualitäten werden verbunden und erzeugen eine neue Energieform: Kundalini, das "Gold" der Yogis!
Wie lautet unsere Forderung der Asanas? Sie sollen fest (das Pingala-Prinzip) und gleichzeitig angenehm und leicht (das Ida-Prinzip) sein - erst aus der rechten Balance, aus dem Verschmelzen dieser beiden Aspekte entsteht die wahre Asana. Was entsteht aus der Synthese des weiblichen mit dem männlichen Prinzip? Neues Leben!
Was könnten wir im Beruflichen, Privaten, in allen Bereichen unseres Lebens bewirken, wenn es uns gelänge, SOWOHL unsere kreative ALS AUCH die logische Seite, sowohl die Vorsicht als auch das
Wagemutige, sowohl Empfindsamkeit als auch Kraft einzusetzen? Wenn wir sowohl die inneren als auch die äußeren Werte gleichermaßen berücksichtigen? Wenn wir in jedem Augenblick unseres Lebens
BEIDE Seiten, BEIDE Energieformen zuließen? Wir könnten unser ganzes Leben aus den Angeln heben, unser ganzes Dasein auf eine neue Ebene heben - erst aus dem bewussten Balancieren der beiden
Lebensenergien Ida und Pingala tief in unserem Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Erfahren entsteht die wirkliche Kunst des ausgeglichenen und harmonischen und auf allen Ebenen erfolgreichen Lebens!
Es wurden im Lauf der Jahrhunderte eine Anzahl von Wegen und Techniken entwickelt, um zu dieser Balance, zu dieser Synthese zu gelangen. Einer dieser Wege ist der Hatha Yoga. Der Hatha Yoga
strebt nicht nur das rechte Gleichgewicht zwischen den beiden polaren Energieformen an, sondern darüber hinaus das Schaffen einer neuen Energiequalität, welche die Ebene dieser Polarität
überschreitet. Mit dieser Veränderung der Energiequalität geht eine Veränderung der Bewusstseins- und Erfahrensebene einher - diese beiden Ebenen (Energie und Bewusstsein) sind wie zwei Seiten
einer Münze.
So führt uns das Balancieren der Energieformen Ida und Pingala über deren Gleichgewicht hinaus zu einer Transformation der Energie und damit zu einer Veränderung unseres Erlebens der polaren Gegensätze des Lebens. Die Folge ist eine Transformation unseres Lebens von einem Zustand des Hin- und Hergerissenseins in einem Strudel der Gegensätze zu einem ruhigen, harmonischen „Mit dem Sein Fließen“. Wir erfahren zwar nach wie vor die Welt der Gegensätze, doch mit einer gewissen inneren Distanz; die Polarität wird nicht mehr als etwas Lautes oder oft Bedrohliches erfahren, sondern mehr wie ein friedvolles Strömen des Lebens.
Die Energieformen Ida und Pingala manifestieren sich auch auf der Ebene des Atems - und umgekehrt lassen sich diese Energieströme durch Manipulation des Atems verändern. Um dafür ein tieferes
Verstehen zu erlangen, machen wir jetzt einen kurzen Ausflug in ein Teilgebiet des Hatha Yoga, welches sich mit dem Atemstrom befasst:
Swara bedeutet Atemstrom. Swara Yoga ist das Teilgebiet des Yoga, das sich mit den Eigenschaften und der Veränderung subtiler Eigenschaften des Atemstroms befasst. Dies geschieht mit dem Ziel, Kontrolle über tiefliegende energetische und geistige Bereiche zu erlangen.
Unterhalb der Schleimhäute im Naseninneren liegt ein schwammartiges Gewebe, das, wenn es sich mit Blut füllt, ähnlich wie Sexualorgane, anschwillt und die Luftpassage in der Nase einengt. Dieses
Gewebe im Naseninneren ist so reich mit autonomen Nervenfasern versorgt, dass es sogar als eigenes Organ des autonomen Nervensystems bezeichnet worden ist. So lässt sich der Zusammenhang zwischen
Veränderungen im Nervensystem und Veränderungen des Schwellgewebes in der Nase erahnen.
Das autonome Nervensystem hat zwei Komponenten, die als Kontrahenten oder Gegenspieler bezeichnet werden: der aktivierende Sympathikus, der mit Pingala-Nadi korrespondiert, und der beruhigende
Para-Sympathikus, dem im astralen Bereich Ida-Nadi entspricht. Das rechte Nasenloch ist primär mit dem Sympathikus verbunden, während sich im linken Nasenloch überwiegend Nervenenden des
Parasympathikus befinden. Wenn sich die Luft also mehr durch das rechte Nasenloch bewegt, so ist die aktivierende Pingala-Energie dominant, wenn das linke Nasenloch frei ist, so dominiert die
ruhigere Ida-Energie.
Man kann leicht feststellen, dass zu den meisten Zeiten ein Nasenloch freier ist als das andere. Der „Swara“ fließt zu manchen Zeiten durch das linke Nasenloch, zu anderen Zeiten durch das
rechte. Dies wechselt regelmäßig - bei einem gesunden Menschen wechselt der Swara alle eineinhalb bis zwei Stunden.
VERSUCH
Halte ein Nasenloch zu und beobachte, wie leicht oder schwer sich die Luft durch das offene Nasenloch bewegt. Wiederhole mit der anderen Seite und vergleiche. Wenn sich die Atmung zum Beispiel
leichter und freier durch dein linkes Nasenloch bewegt, so ist die Ida-Energie in dir vorherrschend.
Schon lange ist den Yogis bekannt, dass mit diesem Atemstrom unsere geistig-seelische Disposition korreliert:
Mit dem Wissen dieser Zusammenhänge wurde eine Reihe von Techniken entwickelt, um die Funktionen des Nervensystems zu harmonisieren und damit auf den geistig-seelischen Zustand des Menschen
positiven Einfluss zu nehmen. Die wirksamste und bekannteste dieser Techniken ist die Wechselatmung.
Auszug aus "Yoga fürs Leben"
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