„Nur der ist reich, der gibt.
Arm ist der, der nur nimmt.“
Die Menschen sind zumeist im Ich-Denken gefangen. Alles Tun wird von der Ich-Warte aus erfahren, man strebt danach, geistige oder materielle Dinge zu erwerben, sich auf verschiedene Weise zu erweitern, zu bereichern. Ein grundlegend anderes Lebenskonzept liegt dem 9. Gesetz des Gebens zugrunde: Hier nimmt man sich selbst nicht als Endstation der Glücksgüter des Lebens wahr, sondern als Kanal oder auch als Transformationsstelle, durch die Dinge, Werte und Liebe hindurchfließen. Das Leben und seine Manifestationen fließt durch dich hindurch, Geben und Nehmen wird zu einem gleichwertigen Ausdruck des Ganzen.
Unsere gesamte Existenz lebt vom Geben und Nehmen. Es ist ähnlich wie der Blutkreislauf des menschlichen Körpers: Das Blut muss zirkulieren, und wenn der Fluss stoppt, stoppt auch das Leben. So müssen auch alle Dinge des Lebens fließen, und je mehr wir dieses Fließen zulassen, indem wir uns sowohl dem Empfangen als auch dem Geben öffnen, umso harmonischer fügen wir uns in das Ganze ein. Wessen Gedanken ständig um das Bekommen kreisen, schneidet sich auf diese Weise vom Fluss des Lebens ab.
Ein Aspekt des Gesetzes des Gebens ist, dass die Dinge und Ereignisse, die deinen Weg kreuzen, eine kausale – der Yogi sagt "karmische“ - Beziehung zu deinem Denken und Handeln haben. Das Karma ist wie ein Bankkonto, auf das du Handlungen, Gedanken, oder allgemein Ursachen "eingezahlt“ hast. Das Karma reift und die „Zinsen“ und „Auszahlungen“ folgen zu Zeiten und auf eine Weise, die für uns nicht bekannt sind. So können wir das Gesetz „Gib, was du bekommen möchtest“ ableiten:
„Die Anwendung des Gesetzes des Gebens ist eigentlich sehr einfach: Wenn man Freude wünscht, gibt man anderen Freude; wenn man Liebe möchte, sollte man lernen, Liebe zu geben. Wenn man
Aufmerksamkeit und Zuwendung möchte, sollte man Aufmerksamkeit und Zuwendung geben. Wenn man materiellen Wohlstand will, so hilft man anderen, materiell wohlhabend zu werden. Der leichteste Weg,
das zu erreichen, was man will, besteht darin, anderen zu helfen, das zu bekommen, was sie wollen.“
Deepak Chopra
„Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“
Matthäus 7,12
Gib, was du bekommen möchtest. Das ist ein geistiges Grundgesetz von zeitloser Gültigkeit. Doch meist sind wir so ich-zentriert, dass wir darauf warten, dass der andere anfängt, zu geben. Aber
wenn der andere auch so denkt? Dies soll aber nicht dazu führen, dass man sein Verhalten auf berechnende Weise verändert, in Erwartung einer entsprechenden Reaktion des anderen. Das „Geben, was
man bekommen möchte“ muss ehrlich, erwartungslos und nicht zielgerichtet sein. Das bedeutet zum Beispiel, dass du zu einem allgemein einfühlsameren Menschen wirst, statt nur einen bestimmten
Menschen einfühlsamer zu behandeln, um etwas von ihm zu erhalten.
ANREGUNG
Überlege, wie du möchtest, dass dir andere Menschen begegnen: dein Partner, deine Arbeitskollegen, fremde Menschen. Und dann überlege, was du an deinem Verhalten ändern müsstest, wenn du genau
diese Qualitäten, die du von anderen Menschen empfangen möchtest, zuerst geben wolltest.
Der Spruch „Geben ist seliger denn Nehmen“ kommt nicht von ungefähr. Aus dem Geben und Helfen entsteht eine Freude, die schwer zu beschreiben ist. Wenn wir es uns zum Motto machen, die Welt jeden Tag ein Stück schöner zurückzulassen als wir sie am Morgen vorgefunden haben, können wir sehr schnell das Paradies auf Erden haben. Man stelle sich vor, wie es auf dieser Erde aussehen würde, wenn sechs Milliarden Menschen so denken würden! Doch auch hier gilt: Einer muss den Anfang machen!
Lerne es, Gelegenheiten zu erkennen, zu helfen und zu geben – diese Gelegenheiten sind Gottesboten; sie sind wertvoll für deine Entwicklung und für deine sofort resultierende Lebensfreude! Wo
immer du auch bist, versuche etwas zu geben. Das müssen nicht immer materielle Dinge sein, sondern es kann deine Zeit, deine Aufmerksamkeit, ein gutes Wort oder ein Gebet sein:
Übersetzt heißt dieser Begriff: „Erwartungsloser, wunschloser Dienst am Nächsten“. Er bezeichnet einen Yoga-Weg, der für alle Menschen große Bedeutung haben kann. Diese Bedeutung bezieht sich sowohl auf das Alltagsleben in all seinen Aspekten als auch auf die spirituelle Entwicklung. Man gibt und hilft anderen Menschen, so gut man es vermag, ohne sich jedoch von Ergebnissen, von Lob, Dank, Bezahlung oder Vergeltung in irgendeiner Form abhängig zu machen. Der Nishkama Karma Yogi sagt: „Nicht du musst mir danken, sondern ich danke dir, dass du mir Gelegenheit gabst zu helfen!“
Das Geheimnis wirklichen und dauerhaften Glücklichseins hat nichts damit zu tun, sich selbst wichtig zu nehmen, sein inneres Kind zu streicheln oder mit den vielen anderen Formen des
Narzissmus, die derzeit in der spirituellen Psychologie so populär sind.
Ein erfülltes Leben entsteht, wenn du weniger für dich selbst und mehr für andere tust. Wenn wir wirklich glückliche Menschen sehen, sind es unweigerlich solche, die sich zuerst um andere
kümmern. Sie besuchen dich, wenn du krank bist, sie machen dir kleine Geschenke oder haben ein gutes Wort für dich, wenn du es brauchst.
Nimm es dir heute vor - weniger Zeit mit der Suche nach dem eigenen Glücklichsein zu verbringen und dafür mehr darauf zu achten, andere Menschen froh zu machen.
Michael Masterson
Auszug aus dem Buch "Yoga fürs Leben" von Arjuna P. Nathschläger
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