„Der Mensch ist, was er isst.“ sagt ein Sprichwort. Was wir uns „einverleiben“, wird zum Teil unseres Körpers. Jedoch erkannten die Yogis schon vor langer Zeit, dass die Art, Qualität und Menge
der aufgenommenen Nahrung nicht nur den physischen Körper nährt und formt, sondern auf subtilere Weise auch den Astralkörper und damit Geist und Gefühle des Menschen beeinflusst. Das ganzheitlich
ausgerichtete Konzept der Yoga-Ernährung zielt auf die Reinigung, Stärkung und Entwicklung aller Ebenen unseres Menschseins. Während die meisten anderen Ernährungssysteme sich auf die
körperlichen und chemischen Wirkungen der Ernährung konzentrieren, berücksichtigt die Yoga-Ernährung auch die geistig-seelischen Aspekte unserer Nahrungsmittel.
Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, dass die Art unserer Ernährung Einfluss auf unsere Konzentrationsfähigkeit, auf die Klarheit unseres Denkens, auf das seelische Befinden, auf
Ausgeglichenheit bzw. Reizbarkeit hat. So werden beispielsweise Zwiebel und Knoblauch allgemein als gesunde Nahrungsmittel betrachtet, während diese in der Yoga-Tradition wegen ihrer
problematischen Auswirkungen auf den Geist abgelehnt werden.
Um die geistig-seelischen Wirkungen der Nahrung zu verstehen, wollen wir einen Blick auf die Philosophie der drei Eigenschaften der Natur werfen. In der Yoga-Philosophie wird der manifestierte
Kosmos als ein Zusammenwirken von drei unterschiedlichen Qualitäten beschrieben. Diese Qualitäten oder Eigenschaften werden als Gunas bezeichnet:
• Sattva steht für das reine, klare, ausgewogene Prinzip, für Harmonie, Frieden und Ausgeglichenheit.
• Rajas ist das Erregende, sich Verändernde, das Leidenschaftliche, die Gier und die Unruhe.
• Tamas ist der Aspekt der Finsternis, der Unwissenheit. Tamasig ist die Unklarheit, die Trägheit, alles Verdorbene und Unreine.
Die drei Gunas sind subtile Muster, ein „energetischer Archetyp“, welcher allen stofflichen und nichtstofflichen Manifestationen zugrunde liegt. Die Yoga-Philosophie besagt, dass das Überwiegen
einer Guna in unserem Leben ganz bestimmte Folgen hat:
• Das Überwiegen von Sattva führt zu freudvollen Erfahrungen, zu Frieden und Harmonie im Leben;
• Das Überwiegen von Rajas führt zu Leiden auf der seelischen, psychisch-emotionalen und auf der geistigen Ebene;
• Das Überwiegen von Tamas führt zu Leiden primär auf der physischen und energetischen Ebene.
Alle Yoga-Techniken streben das Erhöhen des Sattva an: Asanas erhöhen Sattva, Pranayamas erhöhen Sattva, Meditation erhöht Sattva. Andererseits wirkt etwa bestimmte Musik rajasig, und negative
Gesellschaft oder Gespräche können Tamas vermehren. Auch mit der Nahrung können wir beeinflussen, welche der drei Qualitäten wir in unserem Leben stärken.
Wenn wir wissen, welche Art von Nahrung welche Eigenschaft enthält und stärkt, so können wir durch Anpassen des Speiseplanes allmählich zu mehr Sattva und damit zu mehr Freude, Harmonie und
Gesundheit finden. Betrachten wir die drei Gunas im einzelnen:
1. Sattva
Die Sattva-Nahrung lässt unseren Geist klar und ausgeglichen werden, kräftigt den Körper und hält ihn gesund und beweglich. Sattva-Nahrung ist rein, vollwertig, leicht verdaulich und von Natur
aus schmackhaft. Sie bringt dem Körper frische Energie und lässt den Menschen seine Talente und Fähigkeiten voll entfalten. Die Sattva-Qualität herrscht in der Yoga-Nahrung vor. Man findet sie in
den folgenden fünf Nahrungsmittelgruppen:
Als sattvig gilt, die Nahrung ruhig und bewusst, im Geist der Dankbarkeit zu sich zu nehmen, langsam und gut zu kauen sowie nur mäßig viel zu essen. Es wird auch empfohlen, schweigend zu
essen.
2. Rajas
Die Rajas-Nahrung stört unser geistig-körperliches Gleichgewicht, indem sie den Körper auf Kosten des Geistes ernährt. Rajas-Nahrung überreizt den Körper und erregt Leidenschaften; der Geist wird
unruhig und unkontrollierbar.
Es ist auch rajasig, hastig oder gierig zu essen, ungenügend zu kauen und zu viele verschiedene Nahrungsmittel bei einer Mahlzeit zu sich zu nehmen. Auch Sprechen und Lesen während des Essens
wird als rajasig betrachtet.
3. Tamas
Tamasige Nahrung raubt dem Körper und Geist Kraft und Klarheit und macht uns träge. Die Abwehrkräfte des Körpers werden zersetzt und der Geist tendiert zu düsteren Empfindungen wie Neid, Ärger
oder Habgier. Auch Depressionen und seelisches Ungleichgewicht können entstehen. Zu tamasiger Nahrung rechnet man:
Tamasig ist die Völlerei, das unachtsame Essen und der Tabakgenuss.
Wenn du versuchst, tamasige Lebensmittel zu vermeiden, rajasige Speisen zu reduzieren und dir vermehrt Nahrung der Sattva-Qualität zuzuführen, so wird davon nicht nur deine physische Gesundheit
profitieren, sondern auch dein geistig-seelisches Befinden - Sattva-Nahrung macht den Menschen „als ganzes“ gesünder!
Auszug aus "Yoga fürs Leben" von Arjuna P. Nathschläger
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