von Michaela Liebeg-Schaun / Dr. Erwin Thoma
Als Yogalehrerin und Floristin darf ich regelmäßig sowohl mit Menschen als auch mit der Natur arbeiten. Doch wie sehr wir selbst mit unserer Umwelt oder „Mitwelt“ verbunden sind, erfahren viele
von uns direkt und spürbar gerade erst in Zeiten wie diesen. Als Teil einer größeren Einheit kooperieren und interagieren wir ständig über verschiedenste Lebensformen hinaus. Dadurch sind wir
untrennbar eins mit der Natur. Pflanzen und vor allem Bäume atmen Sauerstoff aus, den wir so nötig zum Leben brauchen. Gleichzeitig binden sie das CO², das wir ausatmen, und verwendet ihn für ihr
eigenes (Über)leben. Erst, wenn wir diese Kooperation und ihre weitreichenden (Aus)Wirkungen auf so viele Ebenen erkennen können, ist es möglich, ein Miteinander zu leben, das jeden gleichermaßen
erfüllt. In diesem Zusammenhang bin ich auf das Buch „Strategien der Natur“ von Ing. Dr. Erwin Thoma gestoßen, das mich außerordentlich fasziniert hat.
Diesem natürlichen Kreislauf einfach zu folgen ist für mich der Inbegriff für ein glückliches Leben. Menschen glauben, immer alles kontrollieren zu müssen und zu können. Aber wenn wir lernen, auf dieses Naturgesetz zu vertrauen, erkennen wir, dass alles zu unserem Plan des Lebens gehört. Dadurch wird eine Entwicklung, eine Evolution eingeleitet.
Der Plan für jeden Einzelnen dient dem großen Ganzen. Es bedarf immer einer Selbst-Beobachtung: Will ich das für MICH, für mein EGO oder dient es dem GROSSEN GANZEN? Mit der Zeit unterscheidet es
sich immer deutlicher: Das, was meinem EGO dient, gelingt einfach nicht kampflos. Das, was jedem dient, geschieht einfach.
Die Natur ist dabei ein großes Vorbild für mich. Sie unterliegt diesen natürlichen Trieben, der permanenten Anpassung. Man spürt das, wenn man in der Natur ist – das Vertrauen auf die Kraft, die
alles antreibt und wachsen lässt. So ist die gesamte Information einer Pflanze im Samenkorn enthalten, es kommt zum Ausdruck und darf wachsen.
Die Ruhe und die Stille im Grün lässt uns alles harmonisch und im Ausgleich empfinden. Wir brauchen die Natur, um gesund zu leben. Weil das „Grün“ der Natur genau in der Mitte des
Spektralfarben-Spektrums liegt, wirkt sie so ausgleichend auf uns.
Herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen in uns, kann die Natur das ausgleichen. Wir holen uns neue Kraft in der Natur. Die Natur lebt in der Kooperation von Freundschaft,
Brüderlichkeit und Mütterlichkeit. Jeder sorgt für jeden. Jedes Lebewesen ist sich seiner Wichtigkeit bewusst und dient dem großen Ganzen. Es weiß, dass es nur so funktioniert, wenn es allen gut
geht und man sich nicht nur einem einzelnen unterordnet – dem EGO.
Für die Natur ist das Internet ein „alter Hut“. Sie ist sich ihrer Vernetzung – ihrer Verbundenheit bewusst. Diese Verbundenheit und das Teilen, das Miteinander und das Gemeinschaftsleben ist
eine gigantische Strategie des Lebens und Überlebens der Natur. Es ist ein so beeindruckendes Vorbild. Es gibt genug für jedes Lebewesen. Das Dasein jedes Lebewesens ist wichtig und deshalb kann
alles gedeihen.
Die Natur schadet ihrem System nicht wie der Mensch. Die Natur dient dem System. Sie gleicht Mängel aus: In einem Wald wird beispielsweis Trockenheit ausgeglichen, indem ein Baum an Wasser spart,
um sein Gegenüber zu nähren. Bäume spüren ganz einfach, was sie brauchen und tun das Notwendige, das ALLEN dient. Sie erkennen die Sinnhaftigkeit des Mischwaldes, das gemischte bunte Treiben, den
Spaß am Leben. Sie streben um die Wette zum Licht. Sobald sie ihr Selbst entwickelt haben und ausgewachsen sind, gehen sie über zur Brüderlichkeit und versorgen alle um sich herum, zum Wohle
ALLER.
Erwin Thoma
Wie sehr wir selbst von unserer „Mitwelt“ und vor allem von Bäumen lernen können, erklärt der renommierte Buchautor und „Naturarchitekt“ Ing. Dr. Erwin Thoma. Der gelernte Förster und Volkswirt kennt das „geheime Leben der Bäume“. Er weiß, wie sie sich aus dem Wurzelreich in die Höhe kämpfen und an Charakter gewinnen. Wie sie mit anderen Waldbewohnern interagieren und nach ihrem Vergehen etwas Neues aus ihnen entstehen kann. In seinem Vortrag „Strategien der Natur“ am 15. November 2020 in der Oststeirerhalle in Pischelsdorf, wird er erzählen, warum wir die Weisheit des Baumes und ihre Heilkräfte gerade jetzt für uns nutzen und wie wir einen unachtsamen Umgang mit der Natur verändern können.
Erwin Thoma ist auch einer der Protagonisten des erfolgreichen österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer. Nach „We feed the world“, „Lets make money“ und „Alphabeth“ geht es in seinem
neuesten Werk „But Beautiful“ um Menschen auf der ganzen Welt, deren unterschiedliche Ansätze und Ideen einem großen gemeinsamen Ziel folgen: eine zukunftsfähige Welt.
Danke fürs Teilen!