Eine Familie mit drei kleinen Kindern war glücklich, ein paar Ferientage am Strand verbringen zu können. Sie tummelten sich in den Wellen, bauten Sandburgen, sammelten Muscheln und ließen Drachen steigen.
Die Kinder spielten gerade beim Wasser, als eine alte Frau in zerlumpten Kleidern sich ihnen langsam näherte. Immer wieder bückte sich die Alte, hob laut vor sich hinmurmelnd etwas vom Boden auf,
das sie in einen Plastikbeutel steckte. Besorgt riefen die Eltern ihre Kinder zu sich und warnten sie vor der seltsamen Frau. Doch diese kam nun, immer wieder etwas auflesend, auch auf die
Familie zu. Und während sie sich wieder bückte, um etwas aus dem Sand aufzuheben, lächelte sie die Leute mit ihrem zahnlosen Mund an. Doch die erwiderten ihren stummen Gruß nicht.
Abends auf dem Zeltplatz erfuhren sie von den Nachbarn, dass die Frau eine verarmte Witwe aus dem Dorf sei, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Glasscherben und Trinkdosenverschlüsse aus dem
Sand aufzusammeln, damit sich niemand am Fuß verletze.
Norbert Lechleitner
Aus "Die spirituelle Schatzkiste" von Arjuna P. Nathschläger
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