Ein Mann hinterließ seinen beiden Töchtern ein bescheidenes Vermögen; es war gerecht verteilt und er hatte klar bestimmt, was jede erhalten sollte. Nur über eine kleine Schatulle mit zwei Ringen hatte er nicht verfügt. Ein Ring war sehr wertvoll und mit einem großen Diamanten verziert, der andere ein schlichter Silberring.
Die ältere Schwester sagte: „Offensichtlich ist mir als der älteren der Diamantring bestimmt und dir der andere.“ Die jüngere Schwester war bescheiden und wollte nicht streiten. So nahm sie den Silberring.
Jede von den beiden ging ihren Weg. Während die ältere Schwester unter den Folgen ihrer Habgier und großen materiellen Ansprüche zu leiden hatte, lebte die jüngere ein einfaches und zufriedenes Leben. Sie trug auch den Silberring stets bei sich und eines Tages sah sie den Ring genauer an. Sie entdeckte eine kleine Inschrift an der Innenseite des Rings: „Auch dies wird sich ändern.“ stand da geschrieben. Sie erkannte sogleich die große Weisheit dieser Inschrift und je mehr sie sich in jeder Situation, ob angenehm oder unangenehm, deren Vergänglichkeit bewusstmachte, desto ausgeglichener und zentrierter wurde sie und erfuhr in ihrem Leben sich stets vertiefenden Frieden.
Schwamm sie oben auf der Welle des Glücks, so konnte sie es doch genießen, war sich dabei aber immer bewusst, dass wieder Regentage kommen würden. Und wenn sie sich krank oder einsam fühlte, dann wusste sie: „Auch dies wird sich ändern!“
Dies ist eine tiefe Weisheit des Buddha: Wenn wir im Glück den Keim des Unglücks und im Schmerz das Potential der Freude erkennen, so können wir sowohl den Augenblick bewusst erfahren, als auch vermeiden, von plötzlichen Veränderungen überrascht zu werden. Vor allem können wir durch dieses Erkennen einen Bewusstseinszustand jenseits von oberflächlicher Freude und Schmerz erreichen, einen Zustand tiefen inneren Friedens.
Etwas Weiteres können wir aus dieser Geschichte lernen: Dass die Weisheit (des Silberrings) mehr wert ist als der äußere Wert (der Diamantring). Oft trügt der Schein und das Stille, Unauffällige ist dem Glänzenden und Strahlenden überlegen!
Aus "Die spirituelle Schatzkiste" von Arjuna P. Nathschläger
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