Sabine - Freude als Beruf

Sabine Gauri Borse aus Graz blickt auf 20 Yoga-Jahre zurück, lebt und lehrt Yoga als Ihre/n Haupt-Beruf/ung. Sie leitet ein erfolgreiches Yoga-Studio in Graz - und erzählt uns über ihren Yoga-Weg.

Sabine Gauri Borse

Es begann etwa im Jahr 2000. Ich hatte einen recht anstrengenden Job in der Gastronomie und war auf der Suche nach einem Ausgleich. Zunächst auf der rein körperlichen Ebene, mit Sport, Bewegung und in Fitness-Studios. Allerdings hatte ich dabei stets das Gefühl, dass etwas fehlte. Auf meiner Suche stieß ich auf Yoga, und bereits nach der ersten Yoga-Stunde war es klar für mich: Das ist es. Yoga beinhaltet den körperlichen Aspekt, ging aber mit Atemübungen, Achtsamkeit und vielen Aspekten, die das tägliche Leben betreffen, darüber hinaus. Ich konnte mich wieder selbst spüren, es entstanden Gelassenheit und Ausgeglichenheit. Ich besuchte ab da regelmäßig den Yoga-Kurs, ein bis zwei Mal je Woche.
Meine Yoga-Lehrerin hat auch Vorträge zu Theorie und Philosophie des Yoga gegeben, doch irgendwann war mir das zu wenig, ich wollte mehr wissen. Die Bücher, die ich zu lesen begann, halfen mir nicht so weiter, wie ich es hoffte, sie waren teils „zu schwere Kost“.

Sabine - Yoga im Wald

Die Yogalehrer-Ausbildung

In 2003 begann ich mich für eine Yogalehrer-Ausbildung zu interessieren, allerdings hatte ich nicht die Absicht, Yoga zu lehren, es ging mir nur darum, Yoga besser kennen zu lernen und mein Wissen zu vertiefen. Ich wollte wissen, was in Yoga drinnen ist.


Ich begann in 2005 meine Ausbildung zur Yogalehrerin (Yoga-Akademie Steiermark, Arjuna, im Yoga-Park/Steiermark). Das Eintauchen in etwas, das mich schon immer interessiert hat, das Kennenlernen der Zusammenhänge von Körper und Geist, war jedesmal ein Erlebnis. Die Ausbildung war unglaublich lehrreich und startete einen intensiven persönlichen Reifeprozess, wenn ich auch viele Dinge erst später in der Tiefe erkennen und erfassen konnte.


Besonders erinnere ich mich an ein Element, das mir anfangs viel Stress bereitete: Die Philosophie-Vorträge in der Ausbildung waren bei der folgenden Ausbildungseinheit von den Teilnehmern in Form eines eigenen kleinen Vortrags zusammenzufassen. Ich lernte dadurch, mit Stress umzugehen, und natürlich befasste ich mich durch diese Vorträge besonders intensiv mit den Inhalten. Aber der größte Nutzen für mich war es, dass ich, die ich immer recht schüchtern und wenig selbstbewusst gewesen war, dies nun allmählich ablegen konnte und sich in mir Selbstbewusstsein, innere Kraft und Mut zu entwickeln begannen. Besonders wichtig empfand ich das Dranbleiben, das Nicht-Aufgeben bei Schwierigkeiten, denn erst so konnte diese Entwicklung stattfinden.


Durch die Ausbildung hat sich für mich unglaublich viel verändert bzw. haben Veränderungen ihren Anfang genommen. Erst im Nachhinein erkannte ich: DAS ist Yoga: Persönliches Wachstum und Entwicklung – ein System, das den ganzen Menschen entwickelt.


Was für mich in der Ausbildung und vor allem auf meinem eigenen Weg und in meinem Unterricht besonders wichtig war und ist: Yoga im Alltag lebbar zu machen: Wie schaffe ich es, diese alte Tradition so zu leben, dass sie in unserer Zeit, im modernen Umfeld anwendbar wird und Nutzen bringt?


Inzwischen liegt die Ausbildung fast 15 Jahre zurück, und ich kann sagen: In diesem Jahr kann das große, umfassende System des Yoga natürlich nicht zur Gänze vermittelt werden, aber ich hatte das Gefühl, dass sich für mich das Tor zu einem großen Reich geöffnet hatte. Ich spürte: Jetzt weiß ich nicht nur, dass Yoga viel kann, sondern kann es auch leben und selber anwenden. Und gleichzeitig weiß ich, dass dies erst der erste Schritt eines wundervollen Lebensweges war.

Der Weg in die Selbstständigkeit

Ich begann in 2006, nebenberuflich zwei Yoga-Kurse bei einem Yoga-Verein zu unterrichten. Mit dieser Tätigkeit fühlte ich, wie ich mich innerlich von meinem bisherigen Beruf zu lösen begann, ich fühlte mich im bisherigen Umfeld immer mehr unwohl, und gleichzeitig wurde das Verlangen größer, noch mehr in Yoga einzutauchen und Yoga an andere Menschen weiter zu geben.


Im Jahr 2008 wagte ich den Sprung in die Selbstständigkeit, ich fühlte, dass es der rechte Zeitpunkt war. Da ich mich mit Yoga ständig in einem Zustand des Vertrauens und der Freude befinde, nannte ich meine Yoga-Schule „EnjoYoga“. 10 Jahre war ich mit meinen Kursen in der Grazer Waldorfschule eingemietet, seit Herbst 2018 habe ich mein eigenes Studio im Süden von Graz.

EnjoYoga Studio in Graz

Aus dem ursprünglichen „Ein-Frau-Unternehmen“ ist inzwischen eine Yoga-Schule mit 6 Mitarbeitern geworden. Derzeit laufen 15 Kurse, von denen ich 7 selbst unterrichte. Die Nachfrage ist enorm, die Kurse „platzen aus allen Nähten“ - ich glaube, es ist unsere Freude und Begeisterung für Yoga, die die Menschen zu EnjoYoga zieht.
Welche Form von Yoga geben wir weiter? Im Grunde ist für jeden etwas dabei: Es gibt sanfte und leichte Formen und auch kraftvolles, intensives Praktizieren – aber immer geht es mir darum, dass die Essenz des Yoga - Freude, Achtsamkeit und Wahrhaftigkeit – stets präsent und bewusst ist. So gibt es besonders bei fordernden Yoga-Stunden immer wieder kleine Vorträge zur Yoga-Philosophie. Ich sehe EnjoYoga als eine Verbindung des traditionellen Yoga mit modernen Formen und Elementen bzw. mit den Anforderungen des modernen Alltags.
Zusätzlich zu den Yoga-Kursen leite ich 3 Yogalehrer-Ausbildungen für die Yoga-Akademie Austria – hier sehe ich die wunderbare Möglichkeit, Yoga auf einer viel umfassenden Ebene weiter zu geben. Die Ausbildungsteilnehmer haben die Möglichkeit, in meiner Yoga-Schule zu unterrichten und so die ersten Unterrichtserfahrungen sammeln. Einige bleiben ein Jahr und gründen dann ihr eigenes Unternehmen, andere bleiben länger – so entsteht ein schönes Yoga-Netzwerk, eine Yoga-Gemeinschaft.
Was ich in den Yogalehrer-Ausbildungen vermitteln möchte, ist, die Essenz des Yoga im täglichen Leben lebbar zu machen: Es gibt viele wichtigere Dinge als Asanas, gleichzeitig aber kann uns das Asana-Praktizieren vieles für den Alltag lernen, die Yogamatte wird so zum „Trockendock“. Zum Beispiel bei Gleichgewichtsstellungen: Man schafft es nicht immer perfekt, so wie im Alltag nicht alles wunschgemäß verläuft. Auf der Matte lernen wir, es einfach nochmal zu probieren, wertfrei, ohne Enttäuschung, ohne Selbstverurteilung. Und genau diese Haltung können wir dann ins tägliche Leben übertragen: Du musst nicht perfekt sein – und das schafft Entspannung und Gelassenheit, das schafft Raum in deinem Leben.
Wo geht es hin? Wie sieht die Zukunft aus? Es wird sich am Inhalt und Wesen des Yoga von EnjoYoga nichts ändern, die Freude am Yoga führt uns weiter. Aber wir werden mehr Platz brauchen, vielleicht gibt es in absehbarer Zeit einen größeren oder einen zusätzlichen Yoga-Raum für uns.

Yoga Übungsgruppe im EnjoYoga-Studio in Graz

Meine Übungspraxis

Das Selbst-Praktizieren ist für Yogalehrer eine Selbstverständlichkeit und entsteht ganz von selbst: Wenn man die Kraft und das Potential des Yoga berührt hat, dann will man diese Quelle ständig nutzen.


Die Schwerpunkte meiner persönlichen Übungspraxis sind Meditation und Asanas, mal steht die Meditation im Vordergrund, dann praktiziere ich wieder intensiver Asanas.

 

Ich besuche derzeit eine Weiterbildung im Bereich Acro-Yoga – hier spricht mich besonders an, dass die Qualitäten Mut, Vertrauen und Verbundenheit gefördert werden. Man muss sich auf seinen Partner verlassen können und entwickelt die Fähigkeit, sich tief mit ihm oder ihr zu verbinden. Dieses Verbinden ist die Essenz des Acro-Yoga, ebenso wie es im Yoga allgemein um die Erfahrung einer tiefen Verbundenheit geht.

Zwei Tipps zum Abschluss

Ich habe überlegt, was ich aus meiner Erfahrung den Yoga-Praktizierenden, aber auch den Yogalehrern mitgeben kann – zwei Dinge sind hier zu nennen:


Zum einen geht es in der Yoga-Praxis nicht darum, etwas perfekt zu machen – wenn man an sich selbst den Anspruch der Perfektion hat, wird man sich nur Stress machen. Es geht beim Yoga-Üben um die Freude an der Bewegung, darum, sich selbst zu spüren in seiner Kraft und Beweglichkeit. Am wichtigsten ist die Freude – deshalb habe ich meine Yoga-Schule EnjoYoga genannt.


Zum anderen: Sich Zeit lassen. Besonders in unserer schnelllebigen Zeit, in der man alles sofort, am besten auf Knopfdruck haben möchte. Die Entwicklung im Yoga findet auf jeden Fall statt, auch wenn sie ihre Zeit braucht: Vertraue darauf, dass alles seine Zeit hat und seine Zeit braucht. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zupft …


Om shanti


Sabine

 

Sabine - Meditation am Bach

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